Kommentar: Schmeckt so schlecht wie hausgemacht

In einer fast schon perfekten Situation befand sich die DKB Handball-Bundesliga in Hinblick auf den neuen TV-Vertrag, als die deutsche Nationalmannschaft im Januar 2016 sensationell den EM-Titel gewann und wenige Monate später mit der Bronzemedaille von den Olympischen Spielen aus Rio de Janeiro in die Heimat zurückkehrte. Nachdem klar war, dass der alte Partner Sport1 kein Interesse mehr an den Übertragungsrechten besaß, hatte man sozusagen Glück im Unglück.

Der sportliche Erfolg des DHB-Teams sorgte für volle Hallen in der Liga, das Interesse der Medien wuchs stetig, die Entscheidungsträger rieben sich die Hände. Doch was ihnen dabei fehlte war die nötige Weitsicht. Die Offiziellen zeigten sich nach Monaten der Verhandlungen so unentschlossen, dass man in den letzten Tagen vor der Bekanntgabe noch mehrfach die Meinung änderte. Kein gutes Vorzeichen für eine langfristige Zusammenarbeit.

Zum ersten Mal sah man dann bei der neuen Terminierung der Spiele am Sonntagmittag, dass sich die Liga mit den Partnern Sky sowie ARD und ZDF nicht unbedingt einen Gefallen getan hatte. Ja, es werden Höhepunkte der Spiele in der Sportschau gezeigt. Dadurch sollen also nun junge Zuschauer, sprich zahlende Kunden, oder neuer Nachwuchs gewonnen werden? Welches junge Kind sitzt denn bitte sonntags um 18 Uhr vor dem Fernseher und schaut Das Erste?

Hinzu kommt, dass maximal acht Ligaspiele pro Saison überhaupt im Free-TV zu sehen sind. Richtig, in Deutschland befindet man sich quasi im Schlaraffenland, was Sportübertragungen angeht. So sind nach wie vor die Spiele der Fußball-WM oder auch der EM frei empfangbar, die Formel 1 wandert nicht ins Pay-TV, auch Wintersport läuft in den Öffentlich-Rechtlichen Sendern rauf und runter, fast schon bis zum Erbrechen. Die Bezahlschranke tut der Sportart Handball aber definitiv nicht gut.

Ärgerlich ist in dem Zusammenhang auch, dass die durchaus mit Spannungen zu erwartenden Partien im Viertelfinale des DHB-Pokals mit einer Ausnahme nicht zu sehen waren/sind. Das Spiel zwischen Wetzlar und Stuttgart am vergangenen Wochenende versprach ein Duell auf Augenhöhe und somit Spannung pur, beste Werbung für den Sport. Eine Übertragung des Hessischen Rundfunks, Teil der ÖR-Familie? Fehlanzeige. Vielleicht wenigstens ein Live-Stream? Auch Fehlanzeige.

Umgekehrt jedoch ist der Handball endgültig zum Spielball des Fußballs geworden. Das zeigt sich erneut und eindeutig für alle, die es bisher nicht mitbekommen haben, am Streit der aufgrund der Terminierung der Hinspiele in der ersten K.O.-Phase der Champions League zwischen der DKB Handball-Bundesliga und der EHF entbrannt ist. Ganz nebenbei, oder vielleicht doch nicht, die EHF gab ihren Rahmenterminkalender vor mehr als 15 Monaten bekannt, also im Jahr 2016.

Ausreichend Zeit also, um sich als nationale Liga darauf einzustellen. Könnte man meinen, aber dann hat man die Rechnung ohne die Bundesliga gemacht. Denn die ARD, einer der neuen TV-Partner, pickte sich am fußballfreien Wochenende aufgrund einer Länderspielpause die Begegnung zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen heraus, um sie am Samstag zum eigentlichen Termin der Sportschau einem breiten Publikum zu präsentieren. Ein Lückenfüller für den Fußball also.

Das Problem an der ganzen Sache ist aber, dass beide Clubs am gleichen Wochenende ihre Hinspiele gegen den polnischen Meister PGE Vive Kielce bzw. den ungarischen Vertreter MOL-Pick Szeged zu absolvieren haben, auswärts versteht sich. Die jeweiligen Gastgeber möchten, was ihr gutes Recht ist, diese Partien am Samstag, den 24. März austragen. Die Polen beispielsweise verlegten extra ein Ligaspiel, um eine Woche vor Ostern ihre Halle für die Königsklasse nutzen zu können.

Dass die EHF nun auf kompletten Konfrontationskurs geht und die Begegnungen auf den Samstag terminieren möchte, es sei denn die deutschen Clubs tauschen das Heimrecht, was sie sich in 14 Spielen der aufgeblähten Gruppenphase erarbeitet haben, sorgt für Aufruhr. Der europäische Dachverband befürchtet die Teams könnten aufgrund der schlechten Verbindung nicht pünktlich an den jeweiligen Spielorten ankommen oder die Partien sportlich zur Farce werden.

Teilweise verständlich, wobei die Kommunikation mal wieder an allerletzter Stelle zu stehen scheint. Für dieses Kaspertheater ist aber sicherlich nicht die EHF verantwortlich, sondern die Offiziellen der DKB Handball-Bundesliga. Den TV-Sendern einen Vorwurf zu machen ist ebenso falsch, denn die Gegenseite wurde nicht zur Vertragsunterschrift gezwungen. Es ist die fehlende Weitsicht, die dafür sorgt, dass die aktuelle Problematik so schlecht schmeckt wie hausgemacht.

Sascha Staat

Hinweis: Mehr zu dieser Thematik gibt es in der aktuellen Ausgabe unseres Podcasts zu hören.