Kommentar: Ein hartes Stück Arbeit

Die Weltmeisterschaft 2019 wirft nach der Auslosung in Kopenhagen endgültig ihre Schatten voraus und so langsam aber sicher steigt die Vorfreude auf das Turnier, das gemeinsam von Deutschland und Dänemark ausgerichtet wird. Viele Dinge müssen noch vorbereitet werden, noch steht auch nicht fest, wer hierzulande die Spiele im Fernsehen überträt. Doch definitiv steht aktuell das Sportliche im Vordergrund, insbesondere heute.

Die Gegner des DHB-Teams auf dem Weg ins Halbfinale, das man auf jeden Fall erreichen möchte, sind nun größtenteils bekannt. In der Vorrunde geht es in Berlin zum Auftakt gegen ein vereintes Team aus Nord- und Südkorea, um in Zeiten politischer Unruhe ein Zeichen zu setzen. Die Partie steht also unter einem besonderen Stern, sollte allerdings keine allzu hohe Hürde werden für eine Mannschaft, die vor zwei Jahren noch den EM-Titel gewann.

Die Loskugeln bescherten mit Serbien und Russland zwei ehemalige Schwergewichte, die ihre besten Tage allerdings schon länger hinter sich haben, aber auch keine Laufkundschaft darstellen. Brasilien ist ein unangenehmer Gegner, ein Sieg ist allerdings Pflicht. Der große Rivale um einen möglichst verlustpunktfreien Start in die Hauptrunde ist Frankreich. Der Titelverteidiger scheint aktuell eine Nummer zu groß zu sein, aber auf heimischem Gefilde kein Kontrahent, der unschlagbar ist.

Klar ist aber, dass man sich mehr als zwei Minuspunkte in Berlin nicht leisten sollte, denn in der Hauptrunde warten sehr wahrscheinlich mit Europameister Spanien und den stets starken Kroaten zwei absolute Hochkaräter. Island ist ein weiterer Kandidat, genauso wie Mazedonien. Japan und Bahrain gelten als Außenseiter und werden in Köln wohl eher nicht mit von der Partie sein. Man kann also sagen, dass auf die deutsche Mannschaft ein hartes Stück Arbeit zukommen wird.

Blickt man auf das letzte Turnier im Januar 2018 zurück, dann erscheint die Teilnahme am Halbfinale aktuell als eher unrealistisch, so ehrlich muss man sein. Noch viel mehr als 2007 benötigt das Team daher die bedingungslose Unterstützung der Zuschauer, ausreichend Geduld in knappen Spielen und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten, um die Weltmeisterschaft auf heimischem Terrain zu einem Erfolg zu machen.

Das dafür nötige Spielermaterial ist mit Sicherheit vorhanden. Frankreich zu schlagen wird nicht leicht, Spanien hat durch den Triumph von Zagreb ordentlich Selbstvertrauen getankt und gegen das kroatische Spielsystem tat man sich seit jeher schwer. Vielleicht tut es der Mannschaft aber auch ganz gut, wenn die Erwartungen etwas nach unten geschraubt werden. Mit der Favoritenrolle kam man zuletzt nicht wirklich zurecht.

Spätestens aber mit dem Auftaktspiel gegen Korea wird all dies keinerlei Rolle mehr spielen. Sollte durch eine gute Leistung gegen die Asiaten der Funke schnell überspringen, man auf einer Welle der Euphorie schwimmen, dann kann man es bis nach Hamburg bzw. Herning schaffen. Aber man sollte auch nicht allzu verwundert sein, wenn man angesichts der starken Konkurrenz schon früher die Segel streichen muss. Es kann schließlich nicht jedes Mal ein Happy End geben.

Sascha Staat