Dass Christian Prokop nicht auf ewig Bundestrainer sein würde, das stand bereits mit Beginn der Amtsübernahme fest. So ist das eben, insbesondere im Sport, nichts ist für immer. Dass seine Zeit beim DHB aber jetzt zu Ende gehen würde, das kommt überraschend. Überraschend, wenn man sich die Aussagen der Offiziellen und auch Spieler während der jüngst absolvierten Europameisterschaft nochmal ins Gedächstnis ruft.
Vielfach wurde zuletzt betont, dass die Chemie zwischen dem Trainer und seiner Truppe stimmen würde. Man wolle gemeinsam in Richtung Olympia gehen, hieß es. Nur schwer ist jetzt zu glauben, dass die Aussagen so ernst gemeint waren, wie sie vorgetragen wurden. Die taktischen Strohfeuer, die DHB-Vizepräsident Bob Hanning noch in Wien streute, um sich nachher missverstanden gefühlt zu haben, gilt es nun auch anders zu bewerten.
Freilich kriselte die Ehe direkt von Beginn an. Prokop war unentschlossen, ob er bei seinem Verein in Leipzig die Zelte abbrechen sollte. Wenn aber der Job als Cheftrainer beim größten Verband der Welt lockt, dann kann man nur schwer nein sagen. Damals floss eine exortbitant hohe Ablösesumme von 500.000 Euro für einen Übungsleiter, der neben einem Aufstieg in die erste Liga nichts vorzuweisen hatte. Das Risiko war allen Parteien bekannt.
Wer ihn näher kannte hätte ahnen können, dass Prokop kein Trainer für die breite Masse ist. Er fühlt sich in der Öffentlichkeit nicht wohl. Nichts, was man ihm im Ansatz vorwerfen könnte. Doch das wurde ihm schon bei seinem ersten Turnier zum Verhängnis. Als vor zwei Jahren die EM 2018 in Kroatien in den Sand gesetzt wurde, war er überfordert. Dringend hätte er jemanden gebraucht, der ihn im Vorfeld entsprechend an die Hand nimmt.
Prokop schien der Aufgabe damals nicht gewachsen. Der Druck bei der Heim-WM war ungleich größer. Dort erlebte man einen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gelasseneren Trainer. Er hatte sich intensiv auf das vorbereitet, was ihn erwarten würde. Doch die durch den Einzug in das Halbfinale entfachte Euphorie konnte sich nie so richtig auf das Spielfeld übertragen. Mit Leichtigkeit und Glaube in die eigenen Fähigkeiten hatte das selten etwas zu tun.
Die Vergleiche zu Martin Heuberger drängen sich auf. Der arbeitet mittlerweile wieder im Bereich der Junioren beim Verband und genießt hohe Anerkennung. Er übernahm einst den Job von Heiner Brand. Größer hätten die Fußstapfen nicht sein können. Heuberger fehlten, wie nun Prokop, aber Ausstrahlung und Charisma, um als Bundestrainer erfolgreich zu sein. Nach drei vergebenen Chancen wurde die Ehe geschieden, eine weitere Parallele.
Denn am Ende zählen die Ergebnisse. Eine Medaille wurde erneut verpasst, nun drohte das Verpassen des wohl wichtigsten Turniers, Olympia. Die Verantwortlichen sahen sich zum Handeln gezwungen. Doch im Rückblick auf deren Statements wäre es naiv zu behaupten, dass man erst nach dem Ende der EM 2020 das erste Mal bei Alfred Gislason durchgeklingelt hätte. So überrascht der Zeitpunkt von Prokops Demission, nicht der Fakt an sich.
Klar, auch mit Gislason gibt es keine Garantie auf Titel oder Medaillen. Die Ausgeglichenheit in der Spitze des Welthandballs lässt das nicht zu. Da muss man sich nur mal in Dänemark und Frankreich erkundigen. Aber der Isländer wird Elemente einbringen können, die Prokop aufgrund seiner Vita und seines Naturells gar nicht erst mit einbringen konnte. Gislason ist eine natürliche Autorität, die von jedem Spieler respektiert wird.
Seine Erfahrungswerte werden der Mannschaft helfen, die auch auf der Platte vorhandene Vakanz an Führung auszugleichen. Wie schon unter Dagur Sigurdsson könnte er zum Leitwolf werden und den Spielern die Sicherheit vermitteln, die sie erst vor vier Jahren zum EM-Gewinn trieb. Niemand wird an Gislasons Anweisungen Zweifel haben oder diese gar öffentlich äußern. Ein großer Unterschied zu Prokop, der irgendwie chancenlos war.
Fair wäre es aber dennoch gewesen den nun ehemaligen Bundestrainer frühzeitig über die Lage zu informieren und ihn nicht ins offene Messer laufen zu lassen, denn den Eindruck kann man durchaus gewinnen. Es war also nicht nur eine Frage der Zeit, sondern ganz sicher auch eine des Stils. Optimal wurde das von Seiten des DHB nicht gelöst. Gislason muss das egal sein, Berlin ruft. Tokio wird dann endgültig zeigen, wohin die Reise wirklich geht.
Sascha Staat
Vielfach wurde zuletzt betont, dass die Chemie zwischen dem Trainer und seiner Truppe stimmen würde. Man wolle gemeinsam in Richtung Olympia gehen, hieß es. Nur schwer ist jetzt zu glauben, dass die Aussagen so ernst gemeint waren, wie sie vorgetragen wurden. Die taktischen Strohfeuer, die DHB-Vizepräsident Bob Hanning noch in Wien streute, um sich nachher missverstanden gefühlt zu haben, gilt es nun auch anders zu bewerten.
Freilich kriselte die Ehe direkt von Beginn an. Prokop war unentschlossen, ob er bei seinem Verein in Leipzig die Zelte abbrechen sollte. Wenn aber der Job als Cheftrainer beim größten Verband der Welt lockt, dann kann man nur schwer nein sagen. Damals floss eine exortbitant hohe Ablösesumme von 500.000 Euro für einen Übungsleiter, der neben einem Aufstieg in die erste Liga nichts vorzuweisen hatte. Das Risiko war allen Parteien bekannt.
Wer ihn näher kannte hätte ahnen können, dass Prokop kein Trainer für die breite Masse ist. Er fühlt sich in der Öffentlichkeit nicht wohl. Nichts, was man ihm im Ansatz vorwerfen könnte. Doch das wurde ihm schon bei seinem ersten Turnier zum Verhängnis. Als vor zwei Jahren die EM 2018 in Kroatien in den Sand gesetzt wurde, war er überfordert. Dringend hätte er jemanden gebraucht, der ihn im Vorfeld entsprechend an die Hand nimmt.
Prokop schien der Aufgabe damals nicht gewachsen. Der Druck bei der Heim-WM war ungleich größer. Dort erlebte man einen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gelasseneren Trainer. Er hatte sich intensiv auf das vorbereitet, was ihn erwarten würde. Doch die durch den Einzug in das Halbfinale entfachte Euphorie konnte sich nie so richtig auf das Spielfeld übertragen. Mit Leichtigkeit und Glaube in die eigenen Fähigkeiten hatte das selten etwas zu tun.
Die Vergleiche zu Martin Heuberger drängen sich auf. Der arbeitet mittlerweile wieder im Bereich der Junioren beim Verband und genießt hohe Anerkennung. Er übernahm einst den Job von Heiner Brand. Größer hätten die Fußstapfen nicht sein können. Heuberger fehlten, wie nun Prokop, aber Ausstrahlung und Charisma, um als Bundestrainer erfolgreich zu sein. Nach drei vergebenen Chancen wurde die Ehe geschieden, eine weitere Parallele.
Denn am Ende zählen die Ergebnisse. Eine Medaille wurde erneut verpasst, nun drohte das Verpassen des wohl wichtigsten Turniers, Olympia. Die Verantwortlichen sahen sich zum Handeln gezwungen. Doch im Rückblick auf deren Statements wäre es naiv zu behaupten, dass man erst nach dem Ende der EM 2020 das erste Mal bei Alfred Gislason durchgeklingelt hätte. So überrascht der Zeitpunkt von Prokops Demission, nicht der Fakt an sich.
Klar, auch mit Gislason gibt es keine Garantie auf Titel oder Medaillen. Die Ausgeglichenheit in der Spitze des Welthandballs lässt das nicht zu. Da muss man sich nur mal in Dänemark und Frankreich erkundigen. Aber der Isländer wird Elemente einbringen können, die Prokop aufgrund seiner Vita und seines Naturells gar nicht erst mit einbringen konnte. Gislason ist eine natürliche Autorität, die von jedem Spieler respektiert wird.
Seine Erfahrungswerte werden der Mannschaft helfen, die auch auf der Platte vorhandene Vakanz an Führung auszugleichen. Wie schon unter Dagur Sigurdsson könnte er zum Leitwolf werden und den Spielern die Sicherheit vermitteln, die sie erst vor vier Jahren zum EM-Gewinn trieb. Niemand wird an Gislasons Anweisungen Zweifel haben oder diese gar öffentlich äußern. Ein großer Unterschied zu Prokop, der irgendwie chancenlos war.
Fair wäre es aber dennoch gewesen den nun ehemaligen Bundestrainer frühzeitig über die Lage zu informieren und ihn nicht ins offene Messer laufen zu lassen, denn den Eindruck kann man durchaus gewinnen. Es war also nicht nur eine Frage der Zeit, sondern ganz sicher auch eine des Stils. Optimal wurde das von Seiten des DHB nicht gelöst. Gislason muss das egal sein, Berlin ruft. Tokio wird dann endgültig zeigen, wohin die Reise wirklich geht.
Sascha Staat